Besuch der Courage-AG im Anne Frank Haus
Wir, die Kinder der Courage-AG, durften am 30. Oktober nach Amsterdam fahren und dort das Anne Frank Haus besichtigen. Dieser Besuch wurde uns ermöglicht, weil wir vor den Sommerferien im Rahmen unserer Aktivitäten im Netzwerk von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ einen sehr aufwändigen Anne-Frank-Tag für alle Schülerinnen und Schüler des damaligen 6. Jahrgangs gestaltet hatten und das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Mülheim unser Engagement mit diesem Ausflug wertgeschätzt hat. Deshalb möchten wir uns an erster Stelle ganz herzlich bei Frau Andrea Stern vom Kommunalen Integrationszentrum bedanken!
Da wir mit unserem Bus länger als geplant für die Fahrt brauchten, war unser Weg zum Museum etwas stressig. Dort angekommen bekamen wir dann aber alle kleine Audiogeräte, welche wir sehr gut fanden, weil wir so in unserem eigenen Tempo durch das Museum gehen konnten. Man musste das Gerät in den einzelnen Räumen einfach an kleine Nummern halten, dann wurde die richtige Audiodatei abgespielt.
In den ersten Räumen, im Vorderhaus, gab es eine kurze Einführung über die Familie Frank, ihren Umzug von Frankfurt/Main nach Amsterdam und die sogenannte „Machtergreifung“ der Nazis. Wir sahen viele Fotos von Anne und auch das einzige, kurze Video, welches es von ihr gibt. Es wurden die Helfer, die alle Angestellte von Otto Frank waren und die anderen Bewohner des Verstecks vorgestellt und auch einige Originalgegenstände gezeigt, wie z.B. eine Kiste mit Murmeln von Anne.
Dann ging es durch das bewegliche Bücherregal in das Hinterhaus, das Versteck der Familie Frank, der Familie van Pels und von Fritz Pfeffer. Hier waren die Treppen sehr steil und schwierig zu gehen, außerdem wurde die Luft stickiger. Die Räume im Hinterhaus waren sehr klein und durch die vielen Besucher waren sie sehr voll. Als wir durch die einzelnen Räume gingen, wurde uns klar, wie schlimm die Zeit des Versteckens für die acht Bewohner des Hinterhauses gewesen sein muss. Stellt euch vor, 761 Tage in einer kleinen Wohnung eingesperrt zu sein! Anne konnte nicht zur Schule gehen, nicht mit anderen Kindern spielen, nicht rausgehen; die Toilettenspülung durfte nur nachts benutzt werden, damit man das Wasser in den Leitungen nicht hört. Eigentlich war sie eine Gefangene. Ihr Wunsch war es nicht nur, dass sie wieder normal leben konnte, sondern auch, dass sie ihr fast fertiggestelltes Buch nach dem Krieg veröffentlichen konnte. Weil Anne aber nicht überlebt hat, musste das ihr Vater für sie machen.
In den nächsten Räumen wurde gezeigt, wie die Geschichte der Hinterhausbewohner ausging: wie sie entdeckt wurden, wer wohin verschleppt wurde und was danach geschah. Es gab Videos mit Interviews von Menschen, die Anne kannten und die die Zeit in den Konzentrationslagern mit- und überlebt haben. Sie erzählten, wie Anne und die anderen Juden transportiert wurden. Die Menschen wurden wie Tiere in Güterwagons gedrängt, etwa 70 Personen pro Wagon; der fuhr tagelang bis nach Auschwitz in Polen. Dort wurden Anne und ihre Schwester Margot von ihren Eltern getrennt und in ein anderes Konzentrationslager gebracht, nach Bergen-Belsen in der Nähe von Hannover. Dort starb Anne ganz kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs an Krankheit, Unterernährung und Kälte.
Am Ende der Ausstellung gab es noch Videos von Otto Frank. Er erzählte dort, wie er das Tagebuch erhalten und veröffentlicht hat und es gibt eine kleine Ausstellung zu seinem Weg von Auschwitz zurück nach Amsterdam.
Nach dem Besuch haben wir einen Moment zusammen im Café des Museums gesessen, um unsere Gedanken zu sortieren. Danach sind wir zur Westerkerk gegangen, der großen Kirche, die direkt neben dem Anne Frank Haus steht, denn da gibt es eine kleine Statue in Gedenken an Anne. Dort haben wir ein Foto gemacht und gelernt, dass auf jüdischen Gräbern oft Steine liegen als Symbol für die ewige Erinnerung an die Verstorbenen.
Dann waren wir noch alle zusammen im Shop des Tulpenmuseums, wo einige Tulpenzwiebeln gekauft haben, und wir haben noch sehr leckere Pommes, Frikandel und Bitterballen gegessen und dabei Amsterdam und die Grachten genossen, bevor wir uns zurück auf den Weg zum Bus und nach Mülheim gemacht haben.
Wir denken, dass man aus dem Anne Frank Haus mit ganz vielen wichtigen Gedanken herauskommt. Wir haben dort viel gesehen und gelernt, z.B. über den Krieg und wie schlimm die Zeit besonders für jüdische Menschen war. Durch die verschiedenen Sprecher und die vielen Videos, in denen z.B. Otto Frank spricht, geht einem der Besuch manchmal sehr nah. Aber das fanden wir gut und wir sind dankbar, so einen ernsten und gleichzeitig auch schönen Tag in Amsterdam verbracht zu haben.
Imani und Sarah, 7b